Die Geschichte der Brauerei zum schwarzen Bären
Stammhaus in der Holzgasse 32, Innenstadt Mainz:
Bereits 1687 wurde im Schätzungsanlagenbuch der Stadt Mainz das “Gasthaus zum schwarzen Bären” in der Holzgasse 32 mit Bierausschank erwähnt. Im Jahr 1785 findet man den Bierbrauer Johann Victor im nun unter neuem Namen geführten “Bierhaus zum Löwen”. Eine erneute Namensänderung auf den ursprünglichen Namen wurde 1791 vorgenommen, nachdem 1790 einige Erweiterungungen vorgenommen wurden um den Braubetrieb zu vergrößern. Das Bierhaus zum Bären wird im Adressbuch der Stadt Mainz von 1800 als “Brasserie de l´ours” aufgeführt.
1839 übernehmen die Eheleute Franz Jakob Ignaz Rieffel die Brauerei und schlossen 1840 die Umbaumaßnahmen ab. 1845 wurde die Bierschenke, die Malzdörre und der Speicher vergrößert. Ab 1855 firmierte die Brauerei um in ” Brauerei zum schwarzen Bären Gebrüder Rieffel “.
Erste überlieferte Produktionszahlen geben 1870 einen jährlichen Bierabsatz von 6 000 hl an, ein Zeichen der Beliebtheit des Bieres.
Der Betrieb in der Holzstraße blieb auch weiterhin als Ausschank- und Gaststätte erhalten, das frühere Hotel “Württemberger Hof” in der Holzstr. 34 wurde angekauft und nach vollständigem Umbau am 30.08.1902 mit einer großen Feier eröffnet. Im Parterre befand sich der große Biersaal mit Platz für 200 Personen, in dem natürlich das Bier der Bärenbrauerei ausgeschenkt wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg war das Gebäude ziemlich zerstört, es erfolgte der Bierausschank als Schankstelle der Schöfferhof-Binding.
Verlegung des Braubetriebs in die Mönchstr. 7 im Mainzer Vorort Weisenau ab 1897:
Früh erkannte man, daß der bestehende Standort keine Möglichkeiten mehr hergab, den Betrieb zu vergrößern. Im Vorort Weisenau war Ignatz Rieffel seit 1844 Eigentümer eines Grundstücks in der späteren Mönchstr. 7. Grundstücke in der Mönchstr. 15 wurden für die Weisenauer Malzfabrik erworben.
1897 erfolgte dann der Umzug nach Weisenau in die Mönchstr.7, das Baugesuch zeigt in der lila Markierung die neue Brauerei.
Im Grabgarten begannen die unterirdische Kelleranlage, als Felsenkeller bezeichnet. Später wurden u.a. noch die Grundstücke von Veith ( links ) mit Kelleranlagen und von Cantor ( rechts ) die Lagerhalle mit dem Wohnhaus hinzu gekauft. Neben dem Grundstück von Cantor befand sich das Grundstück der Weisenauer Malzfabrik Mönchstr. 15, ebenfalls in Besitz von Ignaz Rieffel.
Die ausgedehnten Kelleranlagen hatten eine Größe von insges. knapp 1 000 m2. Sie wurden als Lagerkeller, Hopfenkeller, Gärkeller, Materialkeller und Eiskeller genutzt.
Das weiße Bierhaus in der Rosengasse 17 ( 1900 ) und die Brauerei Diehl in Mainz-Kastel ( 1916 ) wurden übernommen.
Weitere Zukäufe, vor allem der Kauf der Langenthalstr. 2 und weitere Umbauten erhöhten den Bierabsatz. Da der einzige Zugang zur Brauerei durch die kleine Thoreinfahrt erfolgte, war der Zukauf des Gebäudes Langenthalstr. 2 sehr wichtig, da nun ein größerer Zufahrtsweg in das Brauereigelände möglich war ( siehe Plan von 1930 ).
Die Brauerei um 1930
Der Lageplan der Brauerei zum schwarzen Bären zeigt ca 1930 folgende Ausdehnung gekennzeichnet durch die lila Abgrenzung. Nicht komplett zu sehen sind die weiteren Grundstücke zum Hang Richtung Katzenloch u.a. mit den ausgedehnten Kelleranlagen ( oberhalb des Felsenkellers mit dem Wert 508 m2 teilweise eingezeichnet, dies bezeichnet aber nur den vorderen Teil der Kelleranlagen, die erheblich größer waren).
Im Plan rechts daneben war ein Grundstück der Weinhandlung Alfred Cantor ( Mönchstr. 13 ), daran angeschlossen hat sich die Weisenauer Malzfabrik, ebenfalls in Besitz von Ignaz Rieffel ( Mönchstr. 15 ). Auch die Malzfabrik verfügte über eine große Anzahl von Keller im Hang. Das Grundstück traf dann im weiteren Hangverlauf mit dem Brauereigrundstück zusammen. Neben der Malzfabrik war ein knapp 1000 m2 großes Teilgrundstück der Rheinischen Brauerei, im Hangverlauf traf dann das knapp 18000 m2 große Grundstück der Rheinischen Brauerei mit einem der Weiher ( Größe 2576 m2 ) an das Grundstück der Brauerei zum schwarzen Bären.
Ab 1926 wurde auch Wein an die bestehende Kundschaft verkauft, zeitweise wurden über 100 000l ausgeliefert, ein weiterer erfolgreicher Vertriebszweig. Auch die Biersorten wurden der Kundschaft angepaßt, so wurde ein alkoholarmes Bier gebraut, auch ein Malzbier war sehr erfolgreich.
1930 wurde Emil Raimer Geschäftsführer der Bierbrauerei zum schwarzen Bären GmbH.
Durch die Erweiterungen konnte die Bierproduktion ständig erhöht werden, 1937 wird eine Monatsproduktion von knapp 6 000 hl verzeichnet.
1939 war das Jubiläumsjahr der Brauerei: 100 Jahre Familienbesitz seit 1839. Anlass für die Brauerei, u.a. besondere Flaschen im Siebdruckverfahren zu bedrucken. Damit war die Bärenbrauerei die erste Brauerei in Mainz, die diese Flaschenetikettierung einsetzte. Dem Einsatz der Flaschen gingen umfangreiche Versuche voraus, um die Haltbarkeit des Druckes zu kontrollieren. U.a. mußte ein Pferdefuhrwerk beladen mit den Flaschen in Metallkästen über eine Kopfsteinpflasterstraße fahren und der Abrieb auf den Flaschen wurde danach geprüft. Noch heute zählen diese Flaschen zu den schönsten Emaileetiketten.
Die Bevölkerung durfte ebenfalls an den Feierlichkeiten teilhaben: fast 3 Wochen wurde in der Mainzer Tagespresse bis zum 30. April ein Preisausschreiben abgedruckt. Es gab 3 Geldpreise ( 1. Preis 100 Mark, 2. Preis 50 Mark und 3. Preis 25 Mark ), 200 Bierkrüge und 200 Gutscheine für 2 Glas Bier zu gewinnen. Wg. der enormen Resonanz wurde die Zahl der Gewinne auf 900 erhöht, davon 250 weitere Krüge und 250 Gutscheine, die in allen Gaststätten mit Ausschank des Bärenbier einzulösen waren.
Leider konnten die weiteren angekündigten Wettbewerbe als Trost für “alle, die diesmal leer ausgingen” nicht mehr ausgeführt werden , der Ausbruch des 2. Weltkriegs verhinderte dies.
Eingeschränkte Produktion, Rohstoffknappheit und zum Kriegsdienst eingezogene Mitarbeiter verringerten die Produktion wie auch bei den anderen Mainzer Brauereien erheblich. Und am 27.Februar 1945 kam das Aus für die Brauerei, als eine Fliegerbombe das Herzstück jeder Brauerei traf, das Sudhaus. Danach konnte der Braubetrieb nicht wieder aufgenommen werden, da die Schäden zu groß und neue Produktionsanlagen nicht zu bekommen waren.
Die Brauerei und deren Gebäude ab 1945
Durch die starken Zerstörungen war der Braubetrieb Ende 1945 eingestellt und die Kundschaft wurde von der Schöfferhof / Binding-Brauerei übernommen. Der Saalbau wurde als Lichtspielhaus ” Bären-Lichtspiele” weiter genutzt. 1991 begann der Abriss der noch verbliebenen Gemäuer der ehemalgen Brauerei und Ende 1992 war eine große Eigentumswohnanalge fertig gestellt. Einzig der Saalbau ( heute genutzt als Versammlungsraum der Zeugen Jehovas ) und die zugeschütteten Kelleranlagen im Hof des Saalbaus sind heute die letzten verbliebenen Zeugen der ehemaligen Brauerei zum schwarzen Bären in Mainz.
Die intakt gebliebene Mälzerei belieferte als Lohnmälzerei noch viele Jahre andere Brauereien weiter, heute ist noch das Bürohaus vorhanden, die Fabrik selbst wurde ebenfalls in den 1990er Jahren abgerissen und eine Eigentumswohnanlage gebaut.
Erhalten geblieben sind bis heute die Bierflaschen u.a. mit dem Motiv des aufrecht stehenden Bären aus den Anfangszeiten und der Prägung des Holzturms als Erinnerung an den ersten Standort in der Innenstadt von Mainz.
Eine Vielzahl von Etiketten zeigt die unterschiedlichen Biersorten, auch ein Malzbier wurde gebraut, u.a. auch viele Saisonbiere wie das Fastnachts-Märzen. Beliebte Sorten waren das Lagerbier, Doppel-Märzen, Pilsner und Export, auch ein alkoholarmes Bier wurde gebraut.
Informationen, Bilder und alles für meine Sammlung ( Bierflaschen, Schilder, Bierdeckel, Etiketten… ) zur Brauerei zum schwarzen Bären werden gesucht, mailen Sie mir hier: Kontakt
Den ehemaligen Standort finden Sie in der Karte als Nummer 21 und durch Klick auf das Kartensymbol:
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