Das Brauhaus zur Stadt Mainz in der Großen Bleiche 4 ( D 191 ) von Carl Josef  Schreiber wurde am 25. Juli  1857 von Ernst Friedrich Meyer aus Geilnau a.d. Lahn aufgekauft.  Für einen Kaufpreis von 43 500 Gulden erwarb er das Wohn-, Brau – und Bierhaus inkl allen Einrichtungen und Zubehör. Dazu zählten auch alle Gerätschaften zur Bier- und Branntweinherstellung.

Am 30. März kaufte Meyer das Grundstück Walpodenstr. 23 hinzu,  um dort Hopfen und Malz zu lagern.

Doch schnell wurde erkannt, daß die Produktionsmöglichkeit in der Großen Bleiche platzmäßig sehr eingeschränkt waren und es wurden daraufhin neue Gebäude auf dem Grundstück Walpodenstr. errichtet. Ein großer Vorteil dieses Standorts war die eigene Wasserversorgung durch einen 80 m tiefen eigenen Brunnen.

Am 11.August 1870 stürzte E.F. Meyer von einem scheuenden Pferd und verstarb an den Folgen der Sturzes. Sein Schwager Jakob Geyl übernahm die Brauerei. Fortan firmierte sie unter Brauerei E.Meyer Inh. J. Geyl.

1884 wurde die erste Dampfmaschine gekauft, es folgten weitere, stärkere Maschinen.

Das Grundstück Walpodenstr. 25 wurde noch dazu gekauft, so daß der Brauereibetrieb nun auf die Walpodenstr. 23 – 25 ausgedehnt wurde. Die teilweise noch aus der Römerzeit vorhandenen Kelleranlagen wurden erneuert und reichten bis zu 45 m in den Hang. Teilweise 20 m hoch waren sie idealer Lagerplatz für Bier- und Eisvorräte. Weitere Kelleranlagen auf dem Kästrich wurden von der Sektkellerei Kupferberg und der Mainzer Aktien Bier Brauerei genutzt. Durch den Ankauf des gegenüber liegenden Grundstücks Walpodenstr. 20 konnte Platz für die Eisanlage und die Stallungen geschafft werden. Alle Gebäude standen auf dem Boden des ehemaligen Altmünsterkloster, was  zu der Namensgebung der Brauerei führte.

 

Im Dezember 1898 verstarb Jakob Geyl, seine Witwe führte den Braubetrieb weiter, nun als ” Altmünsterbrauerei J. Geyl Wwe”.

Am 21. Mai 1901 wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Eingetragen ins Handelsregister war sie nun als ” Altmünsterbrauerei AG “mit einem Stammkapital von 1,5 Mio RM, 1902 erfolgte eine Erhöhung um weitere 300 000RM.

Der Bierausstoß  konnte erheblich gesteigert werden, es wurde eine gute Dividende ausgezahlt.

1901 betrug der Bierausstoß  53 557 Hektoliter, 1902 waren es 57 496 Hektoliter und 1903 bereits 67 879 Hektoliter. Weitere Grundstücke wurden gekauft, 1902 die Walther´schen Kelleranlagen in der Münsterstr. 23 und 1906 das Restaurant “zum Kötherhof” , jeweils für einen Kaufpries von 350 000 RM.

1907 bis 1910 erfolgte ein Rückgang, da das Braumalz kontingentiert wurde. In den Jahren 1911 bis 1914 konnte wieder ein Aufschwung verzeichnet werden.

Nach den Kriegsjahren brach der Bierabsatz komplett zusammen, Rohstoffe wie Gerste und Malz waren knapp. 1919 konnten nur noch 4 826 Hektoliter Bier gebraut werden, 1920 waren es sogar nur noch 2 224 Hektoliter.

Auf der ausserordentlichen Generalversammlung vom 15.Juni 1920 wurde auch auf drängen der Darmstädter Bank, die 50 % des Aktienpakets hielt,  beschlossen, den Braubetrieb zum September 1920 einzustellen. Schöfferhofbrauerei und Mainzer Aktien Bier übernahmen nun die Bierproduktion und belieferten die Gaststätten.

 

Die Grundstücke blieben in Familienbesitz, die Maschinen- und Betriebsanlagen wurden verkauft. Dr. Philipp Geyl führte die Geschäfte weiter, gründete erst eine Apfelweinkellerei, danach eine Likörfabrik. Beiden war kein geschäftlicher Erfolg nachzuweisen.

1927 beschloss er mit den übrig gebliebenen Aktionären, auf dem Gelände Walpodenstr. 20 ein Kühlhaus und eine Eisfabrik zu betreiben. Schon früher befand sich ja hier die Eisfabrik der Altmünsterbrauerei.  Von der Firma Linde wurde eine Eismaschine angemietet, die täglich  700 Zentner Eis produzierte. Am 1. Mai 1927 wurde somit das  “Altmünster Eis- und Kühlwerk AG” gegründet. Der Erfolg stellte sich schnell ein, es konnte wieder eine stattliche Dividende ausbezahlt werden.

 

Den 2. Weltkrieg unbeschadet überstanden, wurde nun die Stangeneisproduktion stetig erhöht. Es gab Tage, da mußte das Tor geschlossen werden, da der Andrang nach Eis zu groß war. Auch die ehemaligen Kühlkeller konnten gut vermietet werden, Obst und Gemüse wurde dort von einer Tiefkühlfirma eingelagert.

Infolge der technischen Entwicklung kamen nun auch in den Privathaushalten immer mehr günstige Kühlschränke auf, so daß die Stangeneisproduktion zurück ging. 

1968 beschloß man dann die Schließung der Eis- und Kühlfabrik, am 31.Dezember 1971 wurden die Grundstücke des ehemaligen Areals der Altmünsterbrauerei verkauft.  Walpodenstr. 20 und die Grundstücke an der Münsterstr.  wurden  abgerissen und  mit einem  Wohnkomplex bebaut. Einzig die Gebäude der Walpodenstr. 23-25 stehen heute noch mit der 100 stufigen Terassenstr. hoch zum Kästrich ( u.a. mit dem ehemaligen Standort der Mainzer Aktien Brauerei ), dort sollen nun Wohnräume neu bebaut werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vielen Dank für die Informationen und Bilder, die mir Herr Geyl freundlicherweise für diesen Bericht überlassen hat.

 

 

 

 

 

 

Z.Zt. aktuell wird das ehemalige Brauereigebäude abgerissen und ein neuer Wohnkomplex mit hochwertigen Wohnung errichtet. Im ehemaligen Kellergewölbe werden dann Weintresore stehen. Bilder vom Abriss eines der letzten bestehenden Brauereigebäude in Mainz finden Sie hier:     Abriss der ehemaligen Altmünster Brauerei

Informationen, Bilder und alles für meine Sammlung ( Bierflaschen, Schilder, Bierdeckel, Etiketten… ) zur Altmünster  Brauerei werden von mir gesucht, mailen Sie mir hier: Kontakt

Diese Brauerei findet man als Nummer 41 in der Karte und der Übersichtsliste. Im Kartenausschnitt unten findet man den ursprünglichen Standort markiert, zum Vergrößern bitte die Karte anklicken.

 

 

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