Die Anfänge:
1568 wird in den Mainzer Stadtaufnahmen in der Betzelsgasse 25 erstmals ein Bierbrauer Petter Eckel erwähnt, allerdings noch ohne den Zusatz ” zur Sonne “. Erst mehr als hundert Jahre später ,1687, findet man auch die Bezeichnung zur Sonne in einer handschriftlichen Anmerkung an die Erwähnung des “Eck- und Brauhauses in der Betzelsgasse ” und in einer Steuerliste. In den amtlichen Mainzer Stadtplänen von 1784 wird dann auch das kleine Nebengäßchen ( bis dahin “Schnarchgäßchen ” ), das an das Eckhaus grenzt, als ” Sonnengässchen” erwähnt.
Bierbrauer waren bis dahin Hans Strauß ( 1594 erwähnt ), Hanss Wilhelm Albert ( 1657 erwähnt ), Johann Heinrich Weitzel ( 1687 erwähnt ). 1783 findet man die Erben von Hofrat Schepplei eingetragen, bevor dann ab ca 1840 Johann Bapt. Schwarzmann bis 1860 ( davon ab 1850 seine Witwe ) im Brauhaus zur Sonne tätig war.
Die Ära Schmitt, Aufschwung und Umzug
1860 übernahm dann Jacob Schmitt III das Brauhaus zur Sonne
Mehrere Erweiterungen reichten nicht aus, den Bierbedarf zu erfüllen. Es konnte nur im Winter Bier gebraut werden, in der Betzelsgasse wurde das Bier gebraut und vergoren. Dann wurde das Jungbier in einem riesigen Faßwagen, das mit einer großen Sonne geschmückt war, in die Keller der Matthildenterrasse zur Reifung gebracht. In kleinen Fäßern kam das Bier dann wieder zurück zum Brauhaus.
Um den Bierabsatz weiter zu erhöhen, kaufte der damalige Besitzer des Brauhauses Jacob Schmitt III verschiedene Grundstücke an der Wallstr. und der Gonsenheimer Hohl. 1897 verlegte dann sein Sohn Franz Schmitt die Brauerei in die neuen Fabrikgebäude an der Gonsenheimer Str. , damals “Hohl” genannt. Die Brauerei firmierte in diesen Jahren als ” Jakob Schmitt III Wwe, Robert Schmitt Wweund Franz Schmitt in der Firma J. Schmitt Söhne”. Das ehemalige Brauhaus wurde als Schankhaus weiter geführt. Neue Entwicklungen, Dampfmaschinen und neue Transportmöglichkeiten erhöhten nun den Bierausstoß. Als erste Brauerei in Mainz führte die Sonne im Winter 1892/93 das Flaschenbier ein, anfangs noch mit verschiedenen Sonnenmotiven, dann mit dem geschützten Abbild von der Mantelteilung von St. Martin.
Die Zeit von Mayer und Kohl
Doch der Neubau der Brauerei brachte Franz Schmitt den Konkurs, er mußte verkaufen. 1908 erwarb Philipp Mayer die “Sonnenbrauerei” , ein ausgebildeter Bierbrauer. Er leitete den Betrieb mit großem Erfolg, starb allerdings im Mai 1935 viel zu früh mit nur 59 Jahren. Seine 4 Geschwister beschlossen, die Brauerei weiter zu führen. Doch der Druck der Nationalsozialisten auf die jüdische Familie Mayer wurde zu groß und so mußten sie im Herbst 1938 in Folge der Ariesierung wie viele jüdische Unternehmen verkaufen. Neuer Besitzer wurde die Getreide- und Futtermittelhandlung August Kohl. Von nun an firmierte die Brauerei unter ” Bierbrauerei zur Sonne Gebrüder Kohl “.
Bei Luftangriffen im August 1942 wurde das Stadtgebiet von Mainz weitestgehend zerstört, darunter auch das Stammhaus in der Betzelsgasse. 1944 mußte auch der Brauereibetrieb infolge schwerster Beschädigungen still gelegt werden.
Wiederaufbau und die Nachkriegszeit bis zur Schließung
Mit dem Rest der verbliebenen Mitarbeiter begannen die Brüder Carl August und Erst Ludwig Kohl den Wiederaufbau und konnten im Oktober 1948 erstmals wieder eigen gebrautes Bier zapfen. In der Betzelsgasse entstand ein Behelfsausschank, 1955 dann ein Neubau in der Stadthausstrasse.
Die Sonnenbrauerei war die einzige private Brauerei in Mainz, nur 3 Brauereien im Stadtgebiet überlebten die Kriegstage. Davon stellten die Schöfferhof und die Mainzer Aktien Bier den Braubetrieb später auch noch ein bzw wurden von großen auswertigen Brauereien übernommen. Nach der Schließung der Mainzer Aktien Brauerei 1982 war dann die “Sonne” die einzige Brauerei in Mainz. Mit der Belieferung von Gaststätten in einem Umkreis von ca 30 km war die Brauerei zur Sonne erfolgreich. Das Ende kam 1990, als beschlossen wurde, die Brauerei zum 1.Juli 1991 zu schließen. Die 23 Mitarbeiter verloren ihre Arbeitsplätze und Ende 1993 erfolgte der Abriss.
Informationen, Bilder und alles für meine Sammlung ( Bierflaschen, Schilder, Bierdeckel, Etiketten… ) zur Brauerei zur Sonne werden von mir gesucht, mailen Sie mir hier: Kontakt
Den Ursprungsstandort findet man in der Karte und der Übersichtsliste als Nummer 37.
Im Kartenausschnitt findet man den markierten Standort, zum Vergrößern die Karte anklicken.
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