Rheinische Brauerei Mainz ehemals Brauerei zum weißen Roß

 

© GBV Weisenau / B. Hof- Barocke

Rheinische Brauerei Standort Mainz Weisenau © Repro:  B.Hof-Barocke/GBV Weisenau

 

alte Postkarte um 1900

alte Postkarte um 1900

Das Stammhaus in der Innenstadt Mainz

Das Brauhaus fand man am Postplätzchen 7  Ecke Vordere und obere Löhrgasse. ( C 331 ), der Innenhof war sehr gut erreichbar durch eine große Hofeinfahrt.

1794 wird das Bierhaus von Familie Jungenfeld geführt, 1797 übernimmt der Bierbrauer Georg Joseph Kauffmann, das in der Literatur noch als Bierhaus zum weißen Turm aufgeführt wird ( Stadtarchiv Mainz ).

Mit der Übernahme des Brauhauses durch Ludwig Moritz 1840 beginnt der Ausbau zur späteren Rheinischen Brauerei. Zeitweise als KG wurde die Brauerei von 1861 bis 1871 durch Dr. Johann Baptist Moritz geführt.

 

 

Der neue Standort in Mainz Weisenau

Bereits 1865 wird die Brauerei wg. der sehr beengten Platzverhältnisse in der Innenstadt auf ein neues Betriebsgelände in Weisenau verlegt. In der Wormser Str. 151 – 159 entstand ein imposanter Neubau, das Gelände umfasste ca 65 000 m2 , knapp 350 m entlang der heutigen Wormser Str. und rd. 250 m landeinwärts. Der neue Standort hatte enorme Vorteile: es gab sehr gute Wasserquellen, die genutzt werden konnten, Kelleranlagen, die im Berg lagen ( ähnlich der Brauerei zum schwarzen Bären ) und für gute Kühlung des Bieres sorgten und 3 Weiher, die zur Gewinnung von Eis für die Bierkühlung dienten. Der Lageplan zeigt die Größe der Brauerei, die Gebäude sind dunkel markiert. Ganz am rechten Rand erkennt man im Katzenloch die angrenzende Brauerei zum schwarzen Bären von den Gebrüder Rieffel.

Lageplan der Rheinischen Brauerei © Repro GBV Weisenau B.Hof-Barocke

Lageplan der Rheinischen Brauerei© Repro: B.Hof-Barocke / GBV Weisenau

 

 Zeitweise 900 Wirtschaften wurden nun mit dem Rheinischen Bier beliefert, in den benachbarten Städten waren 24 Häuser Eigentum der Brauerei. Ein Fuhrpark mit knapp 100 Pferde, die auch noch zeitweise 44 Niederlagen belieferten, und 23 eigene Eisenbahnwaggons konnten die Bierproduktion kaum ausliefern. Die Tagesproduktion von knapp 975 Hektoliter mußte teilweise mit weiteren 36 angemieteten Leihwaggons verteilt werden.

Rheinische Brauerei Weisenau

Ansichtskarte Rheinische Brauerei Mainz  © Repro: B.Hof-Barocke / GBV Weisenau

Auch neue Ideen wurden in der Rheinischen verwirklicht, so wurde 1871 ein Reisbier gebraut. Hierfür wurde 1/6 Reis auf 5/6 Malz verarbeitet, es fand großen Anklang. Wie lange es gebraut wurde, ist nicht mehr überliefert.

1871 wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, ein Fehler, wie sich 1912 heraus stellen sollte. Aber bis dahin wuchs die Brauerei kurzzeitig zur größten Mainzer Brauerei, danach zur zweitgrößten Brauerei ( nach der Mainzer Aktien Bier ) heran, bis sie im Geschäftsjahr 1894/95 von der Schöfferhof Brauerei übertroffen wurde ( Rheinische Bierausstoss 90 525 hl, Schöfferhof 97 906 hl ). Der Bierabsatz konnte leider nicht mit den Steigerungen der Schöfferhof und Mainzer Aktien mithalten.Im Geschäftsjahr 1900/01 betrug die Bierproduktion knapp 120 000hl, während Schöfferhof  knapp 140 000 hl  und die Mainzer Actien Bier in diesem Geschäftsjahr erstmals die 200 000 hl Marke ( 214 259 hl ) durchbrach. Zu spüren bekamen dies auch die Aktionäre, es gab im Gegensatz zu den anderen Brauereien auf Aktie keine Dividendenzahlung.

Ausgestattet mit der neuesten Technik ( 1900 wurde hier das erste vollautomatische Flaschenreinigungsfließband und ein bakterienfreier Abfüllraum eingebaut ) und dem wachsenden, eigenen Fuhrpark mit Anbindung an das Eisenbahnnetz versuchte die Rheinische, ihren Bierumsatz zu erhöhen. Dies gelang bis zum Jahr 1905/06 bei einer Spitzenproduktion von 166 523 hl.

Rheinische Brauerei Weisenau

Reklame der Rheinischen Brauerei  © Repro: B.Hof-Barocke / GBV Weisenau

Rheinische Brauerei in Weisenau

Wohnhaus des Direktors in der Mönchstr. 17 Repro: B.Hof-Barocke / GBV Weisenau

 

Rechts das Wohnhaus des damaligen Direktors der Rheinischen Brauerei in der Mönchstr. 17, erbaut ca 1870. Spätere Sauerkrautfabrik

 

 

 

 

 

Die Rheinische Brauerei  und das Wasser

Ein neuer Geschäftszweig tat sich für die Brauerei auf, als mit der Stadt Mainz 1894 ein Abkommen über die Lieferung von Trinkwasser geschlossen wurde. Die Brauerei hatte auf ihrem Grundstück sehr große Wasservorkommen, die teilweise in den 3 großen Weihern zwischengelagert wurden. 1899 wurde der Vertrag um 10 Jahre verlängert, was der Stadt die Versorgung von zeitweise der Hälfte des benötigten Wassers sicherte. Die Brauerei mußte dafür einige weitere Grundstücke aufkaufen, im benachbarten Hechtsheim einen Hochbehälter bauen und neue Förderanlagen beschaffen. 1911 wurden täglich mindestens 3 000 m3 Wasser geliefert. Am 31.12.1928 erfolgte die letzte Lieferung, da die Stadt den Vertrag mit dem Nachfolger der Rheinischen Brauerei nicht mehr verlängerte.

 

Schließung  der Brauerei 1912

Doch die Produktionszahlen konnten mit den beiden anderen großen Mainzer Brauereien nicht mehr mithalten. Vom Geschäftsjahr 1906/07 zum Jahr 1908/09 brach die Bierproduktion um fast 30 % ein. Es wurde nun nicht mehr kostendeckend produziert, die Jahre der Verluste begannen. Teilweise wurde versucht, durch Verkauf von Immobilien die Verluste in Grenzen zu halten, dies gelang aber nicht. Die Aktionäre erhielten bereits seit dem Geschäftsjahr 06/07 keine Dividende mehr und so kam 1912 dann  unerwartete das Aus. Die Mehrzahl der Aktionäre zogen ihr Geld aus der Brauerei zurück und investierten lieber in andere, aufstrebende Unternehmen. Die Schöfferhof Brauerei und die Mainzer Aktein Bierbrauerei übernahmen den Kundenstamm. Erhalten sind bis heute einige Gebäude mit schönen Gewölbehallen an der Wormser Straße, die als Gewerberäume u.a. Antiquitätenhändler genutzt werden. Die Kelleranlagen sind teilweise noch begehbar ( siehe Buch: Die Mainzer Unterwelt ).

Aktuell:

Mit Ulrich Bederke habe ich das Reisbier von 1870/71 nachgebraut, zum Bericht hier klicken

Von der Brauerei findet man heute noch alte Bierflaschen, Etiketten, Bierkästen. In der Rubrik “meine Sammlung” finden Sie Bierflaschen und Bierkästen der Rheinischen Brauerei, eine kleine Auswahl sehen Sie hier:

Motiv Gutenberg © BiM

 

Syphon

Schriftzug auf altem Biersyphon ©  BiM

springendes Pferd

Motiv springendes Pferd © BiM

 

Sehr schön waren auch die aufwändig gestalteten Brief- und Rechnungsköpfe, die häufig im Aussehen wechselten. Hier als Beispiel aus dem Jahre 1870. Sehr gut erkennbar die Größe der Brauerei mit Gärkeller und Sudhaus.

alte Rechnung

alte Rechnung von 1870   © BiM

 

Informationen, Bilder und alles für meine Sammlung ( Bierflaschen, Schilder, Bierdeckel, Etiketten… ) zur Rheinischen Brauerei werden gesucht, mailen Sie mir hier: Kontakt

 

Diese Brauerei findet man am ursprünglichen Standort Postplätzchen in der Karte und der Übersichtsliste  unter Nummer 29. Der Kartenausschnitt unten zeigt den markierten Standort, zum Vergrößern bitte auf die Karte klicken.

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